Dämmstoff-Stapel aus Mineralwolle
Siegel: Ökofreundliche Glas- und Steinwolle

„Es wird nicht leichter für uns!“

Foto Porträt Harald Geissler

Foto: Harald Geissler

Interview mit Hauptbrandinspektor Harald Geissler, Kommandant der Hauptfeuerwache Villach, über seine Erfahrung als Einsatzleiter mit Fassadenbränden.

FMI-Austria: Herr Geissler, Sie sind seit 32 Jahren bei der Feuerwehr im Einsatz. Mit welchen Herausforderungen sind Sie heute konfrontiert?
Harald Geissler: Wir kämpfen aktuell tatsächlich mit Problemen, die wir früher so nicht kannten. Das Phänomen der „modernen Brände“, ausgelöst durch neue Materialien, ist in den letzten Jahren gestiegen. Die „moderne Art zu brennen“, wie wir sie nennen, wird immer mehr zur Bedrohung. In den letzten 20-30 Jahren wurden unsere Probleme z.B. durch brennbare Wärmedämmstoffe verstärkt. Es wird nicht leichter für uns!

FMI-Austria: In letzter Zeit kommt es immer wieder zu Bränden, die sich über die Fassaden ausbreiten. Wie könnten diese verhindert werden?
Harald Geissler: Für derartige Brände muss man nicht über die Grenzen schauen, Fassadenbrände passieren auch in Österreich. Meist wird so ein Fassadenbrand durch einen Dominoeffekt ausgelöst. Mehrere kleinere und größere Ursachen können dann einen tragischen Ausgang nehmen. Der Großbrand in St. Pölten unlängst – ausgelöst durch einen Mülltonnenbrand – ist ein Paradebeispiel für eine gefährliche Brandausbreitung durch brennbare Wärmedämmstoffe. Mit einer nichtbrennbaren Dämmung zum Beispiel aus Mineralwolle hätte das wahrscheinlich so nicht passieren können!

FMI-Austria: Ist es fahrlässig, brennbare Dämmstoffe für Fassaden zu verwenden? Warum ist der Einbau bedenklicher Dämmstoffe in Österreich überhaupt zulässig?
Harald Geissler: Eine berechtigte Frage. Es gibt diesbezüglich Normen und Verarbeitungsrichtlinien, aber leider liegt der Teufel im Detail. Genehmigungsabläufe wurden in den letzten Jahren immer mehr liberalisiert, Verarbeitungsvorgaben werden oftmals nicht eingehalten – eine begleitende Baukontrolle ist lückenhaft oder gar nicht vorhanden. Thermische Sanierungen von Häusern und großen Wohnanlagen müssen meist nur mit einer Meldung der Behörde angezeigt werden.
Brennbare Wärmedämmstoffe, mangelhafte Verarbeitung und fehlende Kontrollen sind dann die so genannten Dominosteine, die mit einem ausreichenden Stützfeuer – schnell umfallen und zu einem Großbrand mit rasanter Ausbreitung führen können.
Dieses Phänomen ist neu und erst in den letzten Jahren auf die Feuerwehr zugekommen. Aus meiner Sicht ist hier ein Umdenkprozess im Sinne der Sicherheit dringend notwendig. In Zeiten, in denen Sicherheit, Gesundheit und Nachhaltigkeit immer mehr zum Thema werden, muss ich die Vor- und Nachteile meines Dämmstoffes gut abwägen.

Foto Brand St. Pölten

Fassadenbrand in St. Pölten am 14.10.2017, ausgelöst durch einen Mistkübelbrand Insgesamt standen sieben Feuerwehren mit über 100 Mitgliedern im Einsatz. Foto: Feuerwehr St. Pölten

FMI-Austria: Welche Tipps können Sie Häuslbauern aus sicherheitstechnischer Sicht geben?
Harald Geissler: Im Innenbereich ist es heutzutage selbstverständlich, sich und seine Familie durch Rauchmelder zu schützen. Für den Außenbereich haben Haus- und Wohnungsbesitzer die Qual der Wahl. Aus heutiger Sicht und meiner persönlichen Einsatzerfahrung würde ich zu nichtbrennbaren Dämmstoffen an Fassaden raten. So bin ich ein für alle Mal diese Sorge los.

FMI-Austria: Wie sieht es mit dem Umweltgedanken aus?
Harald Geissler: Wir sind im Jahr 2018 angekommen, und da darf gern verstärkt ein nachhaltiges Denken einkehren. Es ist legitim, sich Gedanken zu machen, welche Baustoffe ich innen und außen verwende. Meine persönliche Einsatzerfahrung sagt mir aber, dass ich mir einige Sorgen und Probleme ersparen könnte, wenn ich mein Haus mit nichtbrennbaren Materialien ummantle. Das Thema „Umwelt“ ist meiner Meinung nach auch sehr wichtig und wird viel zu wenig beachtet! Bei der Sanierung nur auf den Preis zu schauen ist viel zu kurz gedacht. Die Investition in Qualitätsdämmstoffe, die wiederverwertbar, langlebig und nichtbrennbar sind, zahlt sich aus meiner Sicht in jedem Fall aus.

FMI-Austria: Wie wichtig ist die Qualität der Verarbeitung von Fassaden-Dämmungen?
Harald Geissler: Die Verarbeitung ist das Um und Auf! Viele Brandprobleme können entstehen, wenn die Verarbeitung mangelhaft ist. Durch die neuen OIB Richtlinien wurden die Anforderungen und auch der Verarbeitungsstandard laut Norm Gott sei Dank erhöht. Das aufwändigere Verkleben und zusätzliche Verschrauben der Dämmplatten verhindert den sogenannten „Kamineffekt“. Dies kann die Sicherheit erheblich erhöhen. Ein Riesenproblem stellen Wohnanlagen dar, die in den Anfangsjahren der thermischen Sanierungswelle gedämmt wurden. Wir erkennen bei Einsätzen, dass oftmals über die alte, mangelhaft verarbeitete Fassade einfach neue brennbare Dämmplatten verlegt werden. Im Brandfall könnte das katastrophale Folgen haben.

FMI-Austria: Welche Rolle spielen Kosten und der Energieausweis in Bezug auf die Wahl des Dämmstoffes?
Harald Geissler: Natürlich kostet es mehr Zeit und Geld, hochwertig zu sanieren. Dazu zählt auch, gegebenenfalls die alte Dämmschicht zu entfernen.
Die Sicherheit sollte es den Hausbesitzern bzw. Gemeinden und gemeinnützigen Genossenschaften jedoch Wert sein. Gerade im öffentlichen Wohnbau müsste der Gesetzgeber reagieren. Es sollten hier vorbildhaft nachhaltige und nicht brennbare Fassadenbaustoffe zum Einsatz kommen. Für die Sanierung von Gebäuden im Altstadt-Kern dürften aus meiner Sicht brennbare Fassadendämmungen keinesfalls zugelassen werden. Je nach Höhe des Gebäudes gibt es unterschiedliche Rettungsansätze mit Geräten der Feuerwehr von außen. Wenn dann auch noch weite Teile der Fassade brennen, können wir unsere Geräte zur Menschenrettung von außen nur schwer und nicht zielgerecht zum Einsatz bringen, wertvolle Zeit geht verloren.

Im privaten Bereich ist ohnehin jeder seines Glückes Schmied. Die Einführung des Energieausweises hat nicht nur positive Effekte. Denn die Verpflichtung zur Erreichung der Vorgaben löst einen Teufelskreislauf aus. Wie so oft diktiert der Preis die Ausführung und die Wahl des Dämmmaterials. Wenn ich aber rechtzeitig die Vor- und Nachteile einer Qualitäts-Dämmung – die im besten Fall auch brandsicher ist – abwiege, könnte ich mir viele Probleme gleichzeitig vom Hals schaffen.

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